Mittwoch, 29. August 2012

Schienenersatzverkehr

Liebe Leute,

what shall I say? Am Besten ganz langsam und von vorne.

Schatzi kam gestern gegen 18 Uhr. Hierher, zu mir. Fred wird langsam ein Freund, so haben wir im Vorfeld auch darüber geredet. Eigentlich wollte ich Hannes schon 'richtig' bei mir gehabt haben, aber meine Privaträume sind nun wirklich nicht vorzeigbar - noch. Viel zu viel Chaos. Und irgendwie ... hatte ich auch im Gefühl, dass es besser ist, wenn wir uns langsam vortasten. Hier bei mir ist es nochmal was Anderes als bei Hannes zu Hause, weil Fridolin und Fred hier wohnen, und ich verdammt nochmal Skrupel habe. Auch wenn das - eigentlich - unnötig ist. Nun denn, so waren wir nur eben 'unten' im Wohnzimmer/EG, bis ich meine Sachen fertig gemacht hatte, dass ich gehbereit war. Eigentlich wollten wir in einen Biergarten, in dem wir schon mal waren, aber da die Betriebsurlaub hatten, mussten wir was Anderes finden. Großstadt, kein Problem, zumal ich mich hier bestens auskenne - Partytier. Hö. Die Alternative war ein wunderschöner Biergarten ... mit grottigem Service, und noch viel schlechterem Essen. Johannisbeer- und Traubensaft gab's nicht mehr, und auch ansonsten war irgendwie alles aus, wir mussten fast 40 Minuten warten, bis wir überhaupt Getränke bekamen, dann bekam Hannes sein Essen, ich meines geschlagene 15 Minuten nach ihm, so dass erst er alleine aß, und dann ich - sehr toll. Und das bei sechs Bedienungen in einem nur mäßig gefüllten Biergarten. Dann war meine Salatbeilage halb vergammelt, und die Käsespätzle ... *kotz*. Ich bin wahrlich kein Mensch, der in Wirtschaften rummeckert, aber das ... . Hannes und ich waren uns einig. Da gehen wir nicht mehr hin. Und mir war vorher schon die ganze Zeit extrem übel gewesen, das gab mir dann endgültig den Rest. Nun ja, ich kann mich auch in dieser ... Hinsicht arg zusammenreißen, aber war schon grenzwertig.
 
Nach dem Biergarten war uns beiden übel irgendwie, Hannes' Essen war auch nicht der Burner. Er wollte dann noch irgendwo was trinken gehen ... irgendwie hatte ich ein verdammt komisches Gefühl im Bauch und überall, und ich hätte am Liebsten schon die ganze Zeit einfach nur losgeheult. Nicht vor Traurigkeit, sondern weil mit der Tatsache, dass Hannes gestern Zeit hatte, bzw die sich für mich genommen hatte, obwohl er selbst gestern noch nach seiner Arbeit gejobbt hat, irgendwie so langsam der monsterriesengigantische Druck von mir abfällt. Nicht mit einem Schlag so befreiend, sondern ganz langsam. Komisches Gefühl. So wie ein vom Verdursten bedrohter Mensch ja auch nicht gleich 5 l Wasser in sich hinein schütten kann, sondern sich die Flüssigkeit in kleinen Schlucken zuführen muss, löst sich meine Spannung so langsam auf. Wahnsinn. Die Geschehnisse der letzten Wochen ging mir so richtig nahe, und an die Nieren, bis dass ich wochenlang massive Magen-Darm-Probleme hatte, und Appetitlosigkeit.
 
Ja denn ... nachdem mir der Abschied von Hannes letzten Sonntag schon so schwer gefallen war, wollte ich gestern abend nicht alleine sein, ihn nicht gehen lassen. Zu mir wollte ich nicht, siehe oben, zumal Hannes sowieso schon um 4.50 Uhr aufstehen muss jeden Morgen, ... geht nicht. Also sagte ich, dass ich gerne mit ihm gehen möchte ... und so haben wir das auch gemacht. Noch schnell paar Sachen bei mir geholt, Zahnbürste habe ich ja bei ihm. Hö. Dann sind wir durch die Dämmerung zu ihm gefahren. Er hatte schöne Musik an, wir haben eine halbe Stunde einfach nur geschwiegen, und beide unseren Gedanken nachgehangen, genossen ... . Bevor wir zu ihm kamen, zeigte er mir dann extra noch den Weg, den ich heute früh zum Bahnhof zu laufen gehabt hätte.
 
Bei Hannes angekommen, haben wir erst mal Tee gekocht - Kamille, weil das Essen uns beiden ... nun ja. Bäh. Pfui. Ach, er ist einfach ... Wahnsinn. Wenn ich könnte, würde ich permanent heulen vor Glück. Salbeitee, aus selbst getrockneten Salbeiblättern. Selbst gebackenes Brot. Komischerweise wirkte dieser Tee Wunder in meinem Magen. Keine Ahnung mehr, wieviele Wochen ich jetzt so massive Magen-Probleme habe/hatte ... aber mit einem Schlag war das so gut wie weg. Danach hat Hannes mir die Fotos seiner Kammtour gezeigt. Stark! Stark! Stark! Ja, ich habe am Rad gedreht, und irgendwie ... die Situation hat mich fix und fertig gemacht. Kann man hier im Blog ja nachlesen. Aber ich wusste zu jeder Zeit auch, dass Hannes das jetzt für sich brauchte. Trotzdem müssen wir zukünftig mehr 'zusammenarbeiten', wenn es um solche Probleme geht, weil's uns doch irgendwie beiden gut gehen soll mit irgendwelchen Entscheidungen und so.

Wahnsinnsgefühl, alles! Nicht alleine einschlafen, berührt werden, spüren, gehalten werden, loslassen, fallen lassen, nicht alleine aufwachen ... . Geschlafen habe ich die dritte Nacht in Folge nicht. Trotz Hannes neben mir, und trotz ausreichend Sport und Bewegung. Es ist ja nicht so, dass ich den lieben langen Tag nichts mache, und somit nicht ausgelastet wäre oder so. Um 4.50 Uhr klingelte sein Wecker ... da war ich schon-noch wach. Ich durfte aber liegenbleiben. Hö. Am liebsten wäre ich den ganzen Tag liegen geblieben, um 6 Uhr bin ich dann aber doch aufgestanden, habe ja sowieso nicht geschlafen. Hannes hat mir sogar Frühstück hingestellt! So! lieb! So unglaublich unendlich verdammt irre saugut! Und überhaupt, wie er sich um mich kümmert! Nicht auf Händen tragen, wie Nepali maya das gemacht hat. Anders. Hat noch nie einer auf so unbeschreibliche Art gemacht, fürsorglich, zärtlich. Bisher war immer ich die 'Dienstleisterin', im wahrsten Sinn des Wortes. Auch die Erkenntnis, dass das die letzten 32 Jahre nicht so war, hat mich umgehauen. Dass eben nicht egal ist, wie es mir geht. Also dass zwar schön und gut ist, wenn mit mir alles ok ist/ich funktioniere, aber wenn es mir nicht gut geht, ist auch egal, beziehungsweise, dann bin ich sogar noch 'die Böse', weil ich irgendwem zur Last falle. So war das bisher. Ist wohl so, ich habe noch nie jemanden so geliebt wie ich Hannes liebe, so erfüllend. Das Leben macht mich satt genug, dass ich nicht fressen brauche. :-) Das ist keine Schuldzuweisung an alle Anderen 'Lover' und Menschen. Zum Einen einfach eine Erkenntnis, zum Anderen auch ein Zeichen, dass ich gereift bin, dass ich jetzt dazu in der Lage bin.
 
Ja, heute morgen bin ich dann einfach noch ein bisschen durch Hannes' Wohnung, und habe gespürt, aufgenommen, bevor ich gen 'zuhause' aufgebrochen bin. Plan war, von Hannes' Ortschaft 4 km ins nächste Dorf zu laufen, und von dort aus mit der S-Bahn nach Hause. Da die Deutsche Bahn aber irgendwie im Chaos versinkt, gab's Schienenersatzverkehr, und so habe ich für eine Strecke, für die man normalerweise 30 Minuten ohne Umsteigen braucht, insgesamt zweieinhalb Stunden mit dreimal umsteigen gebraucht, weil der Bus durch die Wallachei fuhr, und an sprichwörtlich jedem Gartentor anhielt. Und dann verfuhr die Busfahrerin sich auch noch auf der Strecke. Naja, ich hab's dann doch nach Hause geschafft, und erst mal gemütlich auf der Terrasse gefrühstückt - Breze und Cappuccino, Rasensprenger angemacht und Zeitung gelesen. Vorhin wollte ich den Sprenger umstellen, aber da saß ein Stieglitz auf den Sonnenblumen, jetzt lasse ich noch ein bisschen laufen, wollte ihn nicht vertreiben.
 
Plan heute/jetzt ist:
- Haus putzen (staubsaugen, wischen, Bad)
- Wäsche aufräumen
- schwimmen gehen
- mein Zimmer weiter
 
Herr Klavier hat mein Leben die letzten Monate und Jahre 'absolutes Notstandsprogramm' genannt. Ja, war's wohl irgendwie. Als ich heute morgen auf der Brücke stand, und auf den Bus gewartet habe, kam mir, dass der Begriff 'Schienenersatzverkehr' für die Dauer meiner 'Betriebsstörung' den Nagel auf den Kopf trifft. Ich bin weitergefahren, habe weiter funktioniert, aber nicht wirklich 'in der Spur', sondern manchmal meilenweit daneben, so dass wichtige Haltstellen phasenweise nicht, nicht ausreichend oder/und nur sporadisch bedient werden konnten.

Wolke 7 ist Kinderkram gegen die Gefühle, die ich in mir habe. Hannes macht mich glücklich, auch wenn ich beziehungstechnisch noch viel lernen muss, und auch wenn zu lernen bedeutet, Schmerzen auszuhalten, die bisweilen wahnsinnig sind, und mich an den Rand der Verzweiflung bringen. Die Beziehung zu Fred war keine normale, weil Fred ein Mensch ohne Willen ist. Hannes hat einen Willen. Das muss ich lernen. Das bedeutet nicht, dass ich tatsächlich dominant war bei Fred. Aber wie soll man sich schon verhalten, wenn dem Gegenüber alles so dermaßen egal ist, wie Fred es war/ist, wenn das Gegenüber so gut wie keinen eigenen Willen hat?! So gesehen ist alles und jeder dominant, der mehr Willen hat als eben gar keinen, ob es nun ein starker Wille ist, oder eben Normalmaß. Deswegen bin ich noch lange nicht 'dominant', oder gar 'böse'. Es stand Fred zu jeder Zeit frei, selbst Entscheidungen zu treffen, selbst seinen Willen zu äußern; ja, ich habe ja lange genug darum gebettelt, gekämpft, gefleht, dass er selbst irgendwas 'will'. Hat er aber nicht. Ihm ist-war alles egal.
 
So, schon wieder 11.15 Uhr ... ob ich wohl erst schwimmen gehen soll, und dann putzen, oder umgedreht?! Wenn ich später schwimmen gehe, wird das Bad so voll sein, wenn es das nicht schon ist. Hm. Dann jetzt, Arbeit später. :-)

Ach ja, habe gestern Abend eine Mail bekommen, dass Hannes' Fotobüchlein versendet worden ist. Sollte dann morgen bei ihm eintreffen, bin mal gespannt, was er dazu sagt. :-)
 
FF