Samstag, 25. Juni 2011

Mobbing

So, hervorragend ... ich war sowieso nicht irgendwo 'oben', als dass man sagen könnte, ich könnte von irgendwo 'runtergezogen' werden ... nach dem Telefonat mit meiner Psycho-Mutter gerade bin ich aber noch weiter 'unten', als ich vorher schon war.

Wenn ich als Mensch doch eigentlich in Ordnung bin, so wie ich bin ... wenn ich 'liebesfähig', aufgeschlossen, interessiert, offenherzig, mutig bin, gut zuhören kann, aufgeschlossen bin, neugierig, liebevoll, offen für Neues und ein ach so toller Mensch ... alles Eigenschaften, die mir andere Menschen (nicht nur solche, die dafür bezahlt werden) zuschreiben, und die ich so auch an mir selbst entdecken kann ... WIESO BIN ICH DANN TROTZDEM de facto einsam und alleine, traurig und fertig mit der Welt?! Kann mir DAS mal einer sagen?! Ich verstehe das nicht. DAS kriege ich nicht in meinen Kopf rein. Was nützen mir all diese tollen Eigenschaften, wenn im Endeffekt ICH alleine und einsam und traurig bin?! Soll ich mich DUMM stellen, damit mir geholfen wird?!

Herr Klavier sagte gestern, ich sei HÜBSCH. Als ich nach Hause gekommen bin, habe ich in den Spiegel gesehen, und ich muss sagen, abgesehen davon, dass ich DICK bin, ja ... ich bin zumindest mal nicht hässlich, mein Gesicht gefällt mir im Großen und Ganzen und meine Haare sind schön.

Außerdem hätten viele meiner Mitmenschen ein Problem mit meinem Intellekt, und mit der Tatsache, dass ich in den meisten Dingen mindestens einen Schritt voraus BIN, das ist eine Tatsache. Das klingt jetzt mega-eingebildet, trifft aber ziemlich genau den Nagel auf den Kopf. Nein, ich bin nicht hochintelligent, ganz und gar nicht. Ich war am Gymnasium, bin in der 9. Klasse durchgefallen, nach der zehnten runter, weil ich das nicht gepackt hätte. Hätte ich Mittlere Reife an der Realschule machen müssen, würde ich jetzt maximal mit Quali dastehen, weil ich für Prüfungen und den damit verbundenen Stress nicht geeignet bin (Quali ging mit 1,0 *örks*, habe ich 'damals' nebenbei zur Absicherung gemacht, so falls alle Stricke reißen). Auch meine Berufsausbildung ... nun ja ... notenmäßig nicht der Hit. Außer in den unwichtigen Fächern. Da war ich schon immer gut. Erdkunde 1. Ethik 1. Und in den Sprachen 1. Nebenbei Fach-Abi. Aber das war nicht wirklich ernst zu nehmen, was die Schwierigkeit betrifft.

Mit 'Intellekt' ist also nicht unbedingt 'Sachwissen' gemeint, sondern Gefühl. Kleines Beispiel:

In Guatemala wurde ich bitterböse gemobbt, das endete schließlich mit einer regelrechten FLUCHT meinerseits. Zum Schluss wurde das Schloss ausgewechselt, mit meinem Hab und Gut IN der Wohnung, das ich noch verkaufen wollte, ätzende Taxi-Fahrt zum Flughafen, ein netter Argentinier am Schalter, der mir kostenlos meinen Flug umbuchte auf SOFORT, und die sechs schlimmsten Stunden meines Lebens im Terminal, wartend auf den Abflug. Als das Flugzeug schließlich abhob, und ich sicher sein konnte, dass sie mich jetzt garantiert nicht mehr kriegen, brachen bei mir alle Wein-Dämme.

Grund für den Horror: als ich in Guatemala ankam, konnte ich schon spanisch, ich hatte ja vorher in Mexico gelebt, und da ich schon immer backpackermäßig unterwegs war, wollte ich nicht nur immer und ständig was mit meinen Kolleginnen unternehmen, weil zu viel zusammenhängen miteinander ja auch nicht so gut ist, dachte ich, was ich auch tat, sondern wollte das Land auch auf eigene Faust kennenlernen (not my case, Guatemala: keine Reiseempfehlung, wenn's wer wissen will), mir unabhängig von den deutschen Kolleginnen etwas mit den 'Einheimischen' aufbauen, mich in das Land integrieren. Zu viel Selbständigkeit?!

Dann war der Fall, dass die Wohnung, in der wir drei deutschen Kolleginnen lebten, ich organisiert hatte, weil die Anderen sich darauf verließen, Friederike kann spanisch, 'mach du mal', 'kannst du mal'. Naja klar, machte ich gerne. Also Tageszeitungen durchforstet und ziemlich schnell was total Geniales gefunden (200m² - 80 €/Monat - inclusive Strom, Wasser, Gas, Telefon und den Mann mit der machine gun vor dem Eingang). Nun ja, ich nahm mir raus, weil ich ich ja viel Mühe reingesteckt hatte, das schönere der drei Zimmer für mich zu beanspruchen, wobei sie alle drei Luxus waren. Fehler.

Dann ... meine Chefin ... eine Frau, ein Jahr älter als ich, in Deutschland sang- und klanglos gescheitert, NULL Berufserfahrung und von Tuten und Blasen keine Ahnung, dort aber einen Freund mit viel Geld (Ecuadorianer, viel Geld für guatemaltekische Verhältnisse, nicht für deutsche), der ihr ermöglicht hat, eine Schule aufzubauen. Dann kam ich, ich war halt nicht kein Mäuschen, das man sich hörig machen kann, sondern hatte leider fünf Jahre mehr Berufserfahrung als meine Chefin. Anfangs mobbte sie mit mir gegen eine andere Kollegin. Als ich das checkte, stieg ich aus dem Mobbing aus. Ich investierte unwahrscheinlich viel Zeit und Kraft in den Aufbau der Schule. Die Chefin hatte wie gesagt keine Ahnung von irgendwas, mir machte es riesigen Spaß, meine bisher gesammelten Erfahrungen endlich mal nutzen zu können, und was Tolles draus zu machen. Schon damals: Workoholic vom Feinsten. Schnell war ich es, die den Laden am Laufen hielt, ich war die, wegen der die Eltern ihre Kinder in besagter Schule anmeldeten. Die Eltern wollten ihre Kinder zu 90% in meine Gruppe stecken. Fail. Ego-Knacks für die Chefin und meine Kolleginnen. Ich war diejenige, die beim Umzug (wir mussten schnell expandieren) mit den Männern aufs Dach kletterte, um den Riesen-Hasenkäfig in den Garten zu bekommen. Der Kindergarten hätte DIE Hauptattraktion schlechthin verloren, weil ein 'Mann' fehlte, die Chefin war ja Chefin, also packte sie nie mit an. Wäre ja blöd gewesen, also halt ich. Habe ich gerne gemacht.

Dann ... die Sache mit der Hilfe ... wir drei deutschen Angestellten haben ja in unserer WG gewohnt. Der Supermarkt war nicht wirklich weit weg von da. Die guatemaltekische Co-Chefin (wurde von der deutschen Chefin nur benutzt, weil die Einrichtung eine einheimische Leitung brauchte) war immer für alle da, meine zwei Mitbewohnerinnen riefen sie an, wenn sie einkaufen gehen wollten, G ließ alles stellen und liegen, düste zu uns, um die Kolleginnen zum Einkaufen zu fahren. War mir zu blöd. Weder wollte ich die Kollegin ausnutzen, so wie die anderen das taten, noch wollte ich ständig warten warten und nochmal warten, bis sie kam. Geht doch viel schneller, selber rein in den Bus und ab. Ok, es mag für Ausländer abschreckend wirken, mit den Bussen dort zu fahren und von allen Einheimischen angestarrt zu werden. Da war mein Vorteil, dass ich zum Einen früher keine Scheu vor anderen Menschen hatte, schon zum Anderen dadurch, dass ich schnell die jeweilige Sprache lerne und dunkle Haare habe, jetzt nicht soooooooo sehr als Ausländerin auffiel, und naja, schon immer mutig war, keine großen Probleme, Sachen auszuprobieren. Im Resultat klare Niederlage für mich: zu selbständig.

Ja soll ich mich DOOF STELLEN, um akzeptiert zu werden, oder wie?!

Dieses 'Erlebnis' hat mich nachhaltig kaputt gemacht, viel in mir für immer zerstört. Aus diesem Grund mag ich nach wie vor kein Arbeitsverhältnis eingehen, in denen ich in irgendeiner Form von Kolleginnen abhängig bin.

Der Witz an der Sache: ziemlich am Anfang als ich mit Fred beim Eheberater war, sagte er, auf die Frage, inwiefern ich mich denn verändert habe durch meinen Auslandsaufenthalt, ich ja so SELBSTBEWUSST sei!!! Hä?!?!?!?!?! Ich habe dieses Erlebnis körperlich überlebt, war nur noch eine Hülle komplett ohne Inhalt, und bin halt nicht gestorben dort (tatsächlich), habe gerade mal so überlebt, das war's aber auch schon.

Hatte das Pech, durch die krasse Luftverschmutzung in der Hauptstadt dort (die dreckigste Stadt der Welt, nicht mal Kathmandu oder Mexico Stadt sind dreckiger als Guatemala Stadt!!! - mein subjektiver Eindruck), dermaßen Asthma zu bekommen, dass ich über vier Wochen dort in einem Krankenhaus künstlich beatmet werden musste. NO FUN! Dazu kam Dengue Virus. NO FUN!! Viel von dem allen habe ich aber nicht davon mitbekommen, da ich gleichzeitig noch Cholera hatte, und 35 kg abgenommen habe - innerhalb von nur zweieinhalb Wochen!! Meine Chefin kam mich mal 'besuchen' im Krankenhaus, und warf mir vor, ich würde nur simulieren, und hätte am nächsten Tag in der Arbeit zu erscheinen. Boah, das mit Guatemala im Allgemeinen und mit dem Krankenhaus im Speziellen dort hatte ich bis gerade eben erfolgreich verdrängt. In den Top 5 der schlimmsten Erfahrung meines Lebens, noch schlimmer als mein Burnout, der Sch*** jetzt und fast ALLES andere!!!!!! Und da war noch so viel mehr ...