Sonntag, 3. April 2011

The Legend Lives On

Liebe Leserinnen und Leser,

Es war Vollmond. Ein voller Mond, der an diesem kalten, klaren Abend wie Chrom schimmerte. Kalter Kreis, passiv und keusch, wie hast du dir nur die Verehrung der Liebenden verdient? Du bist die Sonne der Romantiker, denn ihnen gehört die Nacht.
Gestern ... habe ich den Polen- und den Masuren-Reiseführer zerstört, eine Glasflasche, ein Kühli, einen Bewerbungs-Ratgeber und meine Mundspülmaschine (war sowieso schon kaputt). Danach ging es mir wirklich besser. Als Fred nach Hause kam, gab es den großen Crash. Nicht wirklich zielführend. Fred hat keine Streitkultur. Nie entwickelt. Nein, ich will mich nicht hervorheben, aber diejenige, die die Grundzüge der Kommunikation gelernt hat, bin ich. Diejenige, die sich zum Thema 'Gewaltfreie Kommunikation' beliest, bin ich. Bis zu einem bestimmten Punkt schaffe ich auch, dies anzuwenden. Wenn ich merke, dass Fred sich permanent auf stur stellt und keinen Zentimeter von seiner festgefahrenen Meinung abweicht, dann verliere selbst ich die Beherrschung. Denn: ich werde wütend, wenn ich, um einen Konflikt zu bewältigen, eine friedliche, einvernehmliche Lösung herbeizuführen, Schritt für Schritt auf Fred zugehe, er aber nicht auf mich. Dabei bleibt es. Es flogen also die Fetzen, wobei ich mich immernoch im Ansatz um Contenance bemühte, er mich aber niederschrie und immer und immer das letzte Wort haben musste. Nein, ich mache auch nicht alles richtig. Ich hätte ruhig bleiben müssen. Und dann? Erst flogen die Fetzen, dann taten meine Nieren dermaßen weh, dass ich mich auf's Sofa legen musste, wo ich vor (seelischer) Erschöpfung einschlief. Fred nahm das alles ziemlich mit. Er schlief auch ein. Auf dem Boden.

Glücklicherweise durfte Fridolin über Nacht bei meiner bleiben (nur so am Rande: ich bitte sie NIE um Hilfe, sie will Fridolin übermäßig oft haben, wirft mir dann aber vor, sie auszunutzen, sie 'bekommt' ihn weitaus öfter, als andere Großeltern ihre Enkelkinder!). Fred und ich lasen nach dem Aufwachen gemeinsam auf der Dachterrasse, bestellten Pizza zum Abendessen (die ich verschlang) und spielten nachher Carcassonne. Seltsame Art der Konfliktbewältigung. Obwohl sich für mich gar nichts gelöst hat, habe ich das eigenartige Gefühl, dass alles gut wird. Obwohl diese Hoffnung nicht wirklich genährt wird.

Fred ist immernoch steif und fest 'kein Gartenmensch, das habe ich schon vor zehn Jahren gesagt'. Tja, was will er dann? Ok, er ist kein Gartenmensch. Warum hat er dann dieses verfluchte Haus gekauft, mit Garten? Warum will er es dann nicht verkaufen? Warum darf ich nichts im Garten machen? Gefällt ihm unser Assi-Garten etwa?! Für mich gibt es nur: entweder wir lassen diesen verfluchten Garten endlich planen und gestalten, oder ich will dieses Haus verkaufen!! Aus diesem Grund habe ich beschlossen, mein letztes Geld in die Planung zu investieren. Wahrscheinlich werde ich es hinterher bitter bereuen. So viel Geld für ein Stück Papier, und dann haben die noch nicht mal angefangen zun arbeiten ... . Aber was soll ich machen? Ich bin für mein Glück selbst verantwortlich. Lange genug habe ich gehofft, dass Fred wenigstens das nicht blockieren würde. "Die Hoffnung stirbt zuletzt", Leid(t)spruch aller Clubfans. Meine Hoffnung ist aber gestorben. Ich kann nur versuchen, das Beste draus zu machen. Mich über Wasser halten. Irgendwie.

FF