Sonntag, 24. April 2011

Depressionsursache 'Beziehung'

Frauen erkranken fast zweimal so häufig an Depressionen wie Männer. Und für die kanadische Autorin Valerie Whiffen hat das einen bestimmten Grund. Sie geht davon aus, dass die Frauenwelt mitunter deshalb anfälliger für diese Krankheit ist, da sie zwischenmenschlichen Beziehungen eine größere Bedeutung beimisst. Warum das so ist, erklärt sie in ihrem Buch „A Secret Sadness: The Hidden Relationship Patterns That Make Women Depressed".

Beziehungsunterschiede bei Frauen und Männern
Nach Whiffens Meinung sind Beziehungen für Frauen intimer. Außerdem beschäftigten sie sich im Vergleich zu Männern grundsätzlich mit einer größeren Bandbreite an Menschen. Soziale Unterstützung und emotionale Betroffenheit würden bei Ihnen einfach größer geschrieben. „Wenn die engsten Beziehungen bei Frauen ins Stocken geraten, ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie depressiv werden, größer als bei Männern", erklärt die Psychologin. Auch wenn sich die Welt der Frauen in Bezug auf Bildung und Arbeit in den vergangenen 30 Jahren sehr verändert hätten: Gerade bei Mädchen könne man sehen, welch große Rolle Beziehungen nach wie vor beim weiblichen Geschlecht spielen. „Junge Frauen verbringen viel mehr Zeit damit, ihre Facebook-Profile zu pflegen und mit Freunden in Verbindung zu treten als junge Männer."

Warum Beziehungen für Frauen so wichtig sind
Nach Aussage Whiffens lässt sich das sowohl soziologisch, biologisch als auch psychologisch erklären. Seit jeher werden Frauen als diejenigen angesehen, die hegen und pflegen - gerade wenn es um die Kinder geht. Und nach wie vor würde Frauen diese Rolle unmerklich anerzogen - eben zärtlich, nett und verantwortungsbewusst gegenüber anderen zu sein.
Ein weiterer Grund, weshalb die Damenwelt so viel Wert auf das Zwischenmenschliche legt, sei der Geschlechterunterschied. „In den frühen Stadien der Menschheitsgeschichte waren Frauen, die ein Händchen für Beziehungen hatten, bei der Fortpflanzung erfolgreicher." Die Folge: Die Wahrscheinlichkeit, dass ihre Gene überlebten, war größer als bei den Frauen, die diese Gabe nicht hatten. Beide Aspekte wiederum spiegelten sich dann in der Individualpsyche der Frau wieder. Das Selbstbewusstsein der Frauen sei sehr eng damit verknüpft, wie erfolgreich sie bei Beziehungen sind. "Frauen, die sehr zufrieden mit sich sind, sind - im Schnitt - Frauen, die sich als äußert sozialkompetent betrachten."

Identitätskrise
Allgemein gilt: Je härter ich arbeite und je mehr ich mich anstrenge, desto besser mache ich alles. Leider, so Whiffen, könne dieser Grundsatz nicht auf Beziehungen übertragen werden. „Manchmal läuft sie wegen der anderen Person nicht gut, aber Frauen haben ein Problem damit, das einzusehen", erläutert die Buchautorin. Demnach suchten Frauen in einer gewalttätigen Beziehung die Gründe für die Misshandlungen oft bei sich selbst. Wenn sie sich nur noch ein bisschen mehr anstrengten, den Partner zu verstehen, dann hätte das Dilemma ein Ende, so der Irrglaube. Ähnlich verhalte es sich bei einer schwierigen Beziehung. Frauen geben sich die Gründe für das Scheitern selbst und das, so Whiffen, „führt direkt zu depressiven Gefühlen."

Depressive Symptome
Wenn man sich durch die Beziehung schlecht fühlt, macht sie einen depressiv, so Whiffen. „Man kritisiert sich selbst und fragt sich, was man ändern muss, um ein „besserer" Partner" zu sein." Gefühle von Eifersucht und Unzulänglichkeiten bei Nichtigkeiten seien ebenfalls Alarmzeichen. Verschlimmert wird die Situation durch zu wenig Rückhalt vom Partner: „Ihr Partner gibt Ihnen eher negatives als positives Feedback, oder schlimmer noch, er zeigt sich gleichgültig Ihnen gegenüber, was Ihre Gefühle verletzt und Sie traurig macht."

Lösungswege
In dem Zusammenhang führt Whiffen den Schweizer Carl Jung an. Dieser habe die Meinung vertreten, dass es die Aufgabe der Männer sei, im Erwachsenenalter mehr wie Frauen zu werden und umgekehrt. „Männer sind gut darin, sich auf sich selbst zu konzentrieren, darauf, was sie glücklich macht und was sie für ihre persönliche Weiterentwicklung brauchen." Von solchen Gedankengängen würden auch Frauen profitieren: Sie sollten sich überlegen, was ihre persönlichen Bedürfnisse für eine glückliche Beziehung sind - und nicht, was sie dafür geben müssen.

Quelle: Yahoo!