Mittwoch, 2. März 2011

Grinsekatze

Hochverehrtes Publikum,

Ja, gerade, 10.07 Uhr, bin ich aufgewacht. Das mit dem Tiramisu gestern so spät war keine so gut Idee, da waren schließlich 250 ml hochkonzentrierter Espresso drin, dementsprechend spät konnte ich heute Nacht schlafen ... .
Ob das allerdings ursächlich für meinen letzten Traum ist, wage ich zu bezweifeln: Ich war in einem sehr komischen Hotel mit meinem Freund. Mein Freund war nicht einfach ein 'Liebes-Freund', sondern ein Mann, der 28 Jahre älter war als ich. Das Hotel war heruntergekommen, alt und verlassen, in Holzbauweise wie im Western, und mitten in der Wüste gelegen. Mit uns im Hotel war ein komischer Kauz, der jedesmal, wenn sich unten im 'Foyer' etwas tat, in weißer Feinripp-Unterwäsche aus seinem Zimmer auf den Flur lief, um zu sehen, wer kam oder ging. Darüber regte ich mich furchtbar auf (dass er das tat, wusste ich aber, weil auch ich jedes Mal die Zimmertür aufriss).


So, um die Zeit bis zum Trekking (hä?!) zu überbrücken, verließ ich das Hotel, um auf Sightseeing-Tour zu gehen. Ich lief also zur 'Metro', die dort oberirdisch fuhr (das erschien mir durchaus logisch, bei dem vielen Wüstensand, wohingegen ich mir in der Tat keine Gedanken machte über das Vorhandensein einer U-Bahn in der Wüste) und fuhr ein paar Stationen. Als 'sight's gab es zu betrachten: eine riesige, enorm große Moschee mit goldenen Türmchen und Zwiebel-Kuppeln, eine riesige jüdische Synagoge und dann saß da noch diese riesige chinesische Grinsekatze, Sie wissen schon, die mit dem drehenden Arm, die beständig Reichtum ins Haus locken soll. Natürlich fotografierte ich alles, dann wachte ich auf, weil das Telefon klingelte.

Huch, wie komme ich denn auf solche Sachen?!

Abgesehen davon, habe ich begonnen, Frida einen Brief zu schreiben. In der Regel habe ich ja große Freude am Schreiben, und ich muss generell nie lange überlegen, was ich wie schreibe. Bei diesem Brief aber habe ich mittlerweile schon zahlreiche Anläufe genommen, und bemerkenswerterweise kommt mir einfach nicht von der Hand, was ich ihr wie schreiben möchte. Ziel dieses Briefes ist es, dass ich loslassen kann von dem, was war. Immerhin fällt mir dieser Brief ein wenig leichter als die 1000 Anläufe zuvor, aber so richtig zufrieden bin ich noch nicht damit. 

Ich habe Probleme, sie hat Probleme, jeder Mensch hat mehr oder weniger Probleme (also ich kenne niemanden komplett ohne). Aber: ihre Probleme sind nicht meine Probleme, ich bin nicht schuld an ihren Problemen und ich lasse mich dafür nicht mehr verantwortlich machen. Selbstverständlich muss ich unsere Probleme ansprechen, was meiner Ansicht nach schlie läuft in unsere Beziehung. Ich versuche eine Gratwanderung, diese nicht als Vorwürfe an sie hinzustellen, sondern sachlich aufzuzeigen, was verschiedene Tatsachen auslösen. Dabei verliere ich nicht den Respekt, erkenne ich aber auch ganz klar ihre vielen positiven Seiten an (die sie zweifelsohne hat). Allerdings muss ich aufpassen, dass das wiederum kein Entschuldigungs-Brief wird. Ich nehme nicht mehr diese verdammte Schuld auf mich, verantwortlich für das Unglück meiner Mutter zu sein. Ich bin nicht herzlos, gefühlskalt, undankbar und was sie mir alles vorwirft. Nochmal: dafür, dass mein Vater Suizid begangen hat, trägt er alleine die Verantwortung! Es hat ihn zu keinem Zeitpunkt irgendjemand dazu gezwungen, er war ein erwachsener Mann, der das aus freien Stücken tat, ich war damals noch keine zwei Jahre alt und ein äußerst süßes Kleinkind. Ich, letztenendes, bin in den Grundzügen das Produkt ihrer Erziehung, die übrigens zum Großteil keine schlechte war. Sie ist eine erwachsene Frau, die die Verantwortung für ihr Leben selbst tragen muss. Ich kann sie unterstützen, wenn sie das zulässt, aber terrorisieren lasse ich mich nicht mehr. Wahrscheinlich muss der Brief über ein paar Tage 'gedeihen'. In Brief, der an einem einzigen Abend geschrieben wurde, kann ich nicht abschließen mit dem, was in vielen Jahren der Misswirtschaft mit unser beider Gefühlen schief gelaufen ist. 

Felix übrigens meint, den Punkt mit den Weihnachtsgeschenken könne ich jetzt von meiner To-Do-Liste streichen. Logisch. So. Aufstehen jetzt. Mailen an Sport Scheck wegen des Laufbandes, M & J, Tante I, die Ks und ... an den Gartenmann.

Mittlerweile wache Grüße,
Friederike Fröhlich