Donnerstag, 5. Mai 2011

Email Für Friederike

Gerade kam eine Email, merke: eine EMAIL ungleich BRIEF oder gar Auge zu Auge, von Fred:
Hallo Friederike,


sorry, aber ich muss nochmal kurz auf dieses Thema zurückkommen. Die Vorfälle seit dem vergangenen Freitag haben mich sehr sehr nachdenklich werden lassen. Der letzte Freitag, insbesondere der Termin bei der Eheberatung, waren für mich mit die schwärzesten Stunden, seit wir uns kennen. Gewisse Behauptungen und Statements, z. B. Thema Vaterfigur, haben mich gehörig getroffen. Und auch verletzt. Und zwar stark. Ich zeige dies halt nicht öffentlich, sondern weine innerlich. Aber das im Moment mehr als ich verkraften kann. Dazu kam dann auch noch die Eskalation von gestern Nachmittag und Abend. Das hat mich erneut sehr tief getroffen. Du hast dich mittlerweile entschuldigt. Das rechne ich dir auch hoch an und die Entschuldigung habe ich auch angenommen. Trotzdem bleibt vieles hängen und ich kann so erst einmal nicht weitermachen.


Ich glaube, es ist wirklich das Beste für uns, eine Trennung auf Zeit durchzuführen. Da kann sich wieder einiges beruhigen. Hoffentlich. Ich kann gerade nicht mehr. Zudem sollst du dich ja nicht aufregen und das tust du offensichtlich, wenn ich im Moment da bin. ... Hier bin ich gerade auf der Suche nach einer passenden Ferienwohnung. Ist gar nicht so leicht, da ... fast alles ausgebucht ist. [armer Kerl]. In dieser Zeit sollten wir den Kontakt minimieren. Jedoch werde ich immer da sein, wenn ich gebraucht werde. Ich kann auch gewisse Einkäufe erledigen oder mal zum Aufräumen kommen. Jedoch solltest du dann in dieser Zeit mit Fridolin irgendwo anders sein, denn er sollte mich dann nicht sehen. Für ihn bin ich wohl am Besten die ganze Zeit in Urlaub oder dienstlich unterwegs.


Mir tut es auch um Fridolin leid. Aber vielleicht ist es für auch erst einmal besser so. Auch wenn mich diese Trennung zusätzlich stark treffen wird.


Mehr möchte ich dazu gerade nicht sagen, denn mich schmerzt es mehr, wie du dir vorstellen kannst oder willst.

Dazu habe ich gerade im Augenblick erst mal nichts zu sagen. Ich freue mich schon drauf, wenn er weg ist, und ich die Chance habe, meine RUHE zu finden. Das Thema 'Trennung auf Zeit' hatte ich selbst vor ein paar Wochen schon mal angesprochen, damals ging er aber Null auf mich ein.

Was er mit 'Vorfällen' meint ist, dass ich ihn mit etwas lauterer Stimme aufgefordert habe, diese Demütigungen und Respektlosigkeiten gegen mich zu unterlassen. Sorry, das Recht nehme ich mir. Seine ganze Tonart und alles ist mehr als verletzend, selbst der 1. Eheberater, der definitiv parteiisch war (auf seiner Seite), forderte ihn auf, diese süffisante Art zu unterlassen.

'Vorfälle' = StreitKULTUR. Sorry, das bisschen, das ich mal lauter bin, ist absolut NORMAL. Im Maß. Er selbst hat KEINE Streitkultur. Er geht dann immer weg, und im Weggehen sagt er irgendwas, so dass ich es auf keinen Fall verstehe, aber wo ich WEIß, dass es einfach nur verletzend ist. Ich ZEIGE eben meine Gefühle. Er zeigt KEINE. Er streitet gar nicht. Und meint damit 'aus dem Schneider' zu sein, was 'gut' und 'böse' betrifft. Die die streitet, ist die Böse. Also ich. Der, der 'dazu jetzt nichts sagt', nicht streitet, ist der Gute. Also er. Sein Verständnis.

Thema 'Entschuldigung'. Ja, ich habe mich bei ihm entschuldigt für das, was ich heute Nacht gesagt habe, aber: ich bereue es NICHT! Es tat gut, MIR Luft zu machen. Fällig wäre mal eine Entschuldigung von IHM!!! ICH bin es, die seit fast fünf Jahren mit einem depressiv-lethargischen Menschen zusammenlebt!! Und ausgehalten hat. Und ihn HOCHGEZOGEN hat. IHM zu Selbstbewusstsein verholfen hat. So gesehen schön blöd von mir. Eigentor. Ich bin die, die schon zig Male hätte weglaufen können, aber zu ihm zurück gekommen ist. Ich bin es, die bei ihm geblieben ist, obwohl er nichts mehr Körperliches von mir wollte. Wann wir uns das letzte Mal geküsst haben? Händchen gehalten haben? Von ihm in den Arm genommen worden bin? Vor über 2 Jahren, ich weiß es nicht mehr. Von etc etc ganz zu schweigen.

So, langer Rede, kurzer Sinn: ich finde es blöd, Fridolin zu erzählen, Fred sei auf Dienstreise oder im Urlaub. Dann erwartet er Postkarten, Mitbringsel etc etc. Und wenn er dann wieder hier WÄRE (falls er denn zurück kommt), wäre er der große Star. Nein, so geht das nicht. Da mache ich nicht mit, verscheißern lasse ich mich nicht (mehr)!

Wie soll man das einem knapp Vierjährigen erklären? Wobei Fridolin ja nicht dumm ist. Dass Fred Depressionen hat und deswegen manchmal so und so ist, und Tabletten nehmen muss blablabla habe ich ihm auch erklärt, und er hat es verstanden. Meine Option wäre 'Papi geht ein paar Tage, damit wir alle zur Ruhe kommen'. Sowas in der Richtung.

Ach ja, wenn Fred weg ist, werde ich erst mal das Haus auf Vordermann bringen, für Fridolin und mich, und im Garten weitermachen, wenn Sohnemann im Kindergarten ist, werde ich jeden Tag lange Wanderungen machen, und mit dem Sohnemann einfach zur RUHE kommen und spontan schöne Sachen machen. Auch wenn ICH mein Bestes tue, damit er nix abkriegt, weiß er, was los ist. Mein Kind hat mit gerade mal vier Jahren neulich zu mir gesagt (da haben wir auch schon über die Situation geredet),

"Ich bin froh, wenn der Papi weg ist, dann motzt er dich nicht mehr an."
"Ich mag mit dir auf einer Wolke wegfliegen, und den Papi lassen wir da."
"Der Papi soll zehn Tage in den Urlaub fahren, damit wir unsere Ruhe vor dem Gemotze haben."
"Du hast den Papi noch lieb, aber er hat dich nicht lieb."


Sätze, bei denen ich halb aus den Socken gekippt bin. Mir fehlen die Worte.

FF