Liebe Leserinnen und Leser,
für den Titel hatte ich ein tolles - treffendes - Schlagwort. Das ist allerdings schon wieder 'weg. Ich hab's vergessen. Mist! Oh Gott, ist das alle viel gerade. Viel Gefühl. Viel aufzuschreiben. Aber ich kann mir NICHTS merken. Gedankenfäden.
Die Nacht war kurz ... verdammt kurz. Zu kurz. Mehr als zweieinhalb Stunden effektiver Schlaf waren das definitiv nicht. Domian mal wieder. Und trotz Opipramol war nichts mit Schlaf zu machen. Trotzdem habe ich geschafft, nein, nicht um 5.55 Uhr aufzustehen. Auf 5.55 Uhr habe ich den Wecker gestellt. Um 6.09 Uhr habe ich ihn das erst Mal wahrgenommen, um 6.19 Uhr habe ich wahrgenommen, dass das massive Geklingel MIR gilt. Und dass das heißt AUFSTEHEN. Ich habe es tatsächlich geschafft. Heiße Dusche. Hö? Normalerweise Dusche ich kalt. Immer. Fridolin zu wecken war auch schon leichter. Ich habe ihm allerdings gestern schon erklärt, dass wir uns heute früh beeilen müssen. Und, was soll ich sagen? Auf mein Kind ist Verlass!!! Wenn auch alles daneben geht, Fridolin ... ach ... ich kann das nicht in Worte fassen. Das tollste Kind auf der ganzen Welt: mein Fridolin! Armes Kind. Seine Konstante bin ich. Ich. Die Hirn-und-Herz-kaputte.
Mit dem Fahrrad sind wir in den Kindergarten gefahren, das hat alles geklappt wie immer. Der Erzieherin dort habe ich noch schnell Bescheid gesagt, dass Fred 'weg' ist, damit sie dort wissen, was mit Fridolin ist, und warum er eventuell anders ist als sonst. Ganz im Ernst bin ich am Überlegen, ob es nicht sinnvoll wäre, diese Beziehungspause von vorne herein länger als diese elf Tage zu machen. Ich meine, bis wir uns dran gewöhnt haben, ist Fred ja schon wieder da ... . Und dann?!
So, Punkt 8 Uhr stand ich beim Neurologen auf der Matte. Geschafft! "Na mit einer Stunde Wartezeit müssen Sie bestimmt rechnen." Nach knapp 30 Minuten war ich dran. Sehr schön. Der Arzt hat sich gut Zeit für mich genommen, um zu erfahren, was los ist. Im Januar war ich ja schon mal mit Fred dort. Er hat sich tatsächlich daran erinnert, und was da war. Den Zettel für die Beantragung der Mutter-Kind-Kur hat er anstandslos ausgefüllt. Eine Überweisung habe ich bekommen für Psychotherapie. Und ein Medikament namens Seroquel in der niedrigst-möglichen Dosierung. Im Internet lese ich dazu häufig von 'Gewichtszunahme' und 'kein Sättigungsgefühl'. Puuuh. Na danke. DAS kann ich ja wohl wirklich nicht gebrauchen ... ?!
Diagnose?! Er nannte es keine wirkliche Depression, eher einen "verschleppten Burnout", wie auch immer man das auslegen will. Gefühlsmäßig trifft es das ganz gut. Wie eine Depression sich anfühlt, weiß ich nur zu gut, und das ist das nicht. Burnout in der letzten Phase. Zu viele, dominante Symptome für eine niedrigere Kategorie. Allerdings ist mein Überlebensdrang, mein Wille, meine Initiative, um aus diesem Sumpf herauszukommen, 'zu groß', um als 'astrein' definiert werden zu können.
In der Überweisung zur Psychotherapie steht "Anpassungsstörung nach beruflicher Überlastung, manische Episode", in dem Schrieb für die Beantragung der Mutter-Kind-Kur steht 'depressive Anpassungsstörung, häusliche Überlastung' und ganz viele Dinge, die ich nicht lesen kann (und vermutlich nicht soll). Ach so, aber wie es jetzt weitergeht, weiß ich nicht. Keine Ahnung, wie lange ich dieses Seroquel nehmen soll?! Eine Packung und dann geht es mir wieder gut?!
Die Gartenfrau hat nochmal angerufen, wir haben einen Termin für morgen ausgemacht - jippieh!! Ja, ich bin froh, dass sie sich nochmal gemeldet habe, weil ich es nicht geschafft habe, dort anzurufen. Nicht aus Angst oder so. Nein. Einfach zu viel. Alles zu viel. Termin morgen. Morgen ist Fridolin aber wieder auf Kindergeburtstag. Und in die Abholliste habe ich ihn aber irgendwie auf 'spät' eingetragen. Meine Handlungen machen alle keinen Sinn!! Ein Geschenk für das Mädchen brauchen wir auch noch. Wann sollen wir das denn noch besorgen?! Ach, und ich habe Fridolin versprochen, dass wir morgen mit dem Fahrrad zum Eisessen fahren. Mist. Da ist doch Geburtstagsfeier. Nein, ich bekomme das alles gerade nicht wirklich auf die Reihe.
Ach ja, was mich noch 'aufregt' ... vor ein-zwei Wochen (weiß nicht mal mehr wann) hat sich nach über sechs Monaten eine Ex-Kollegin aus dem Kinderladen gemeldet, per SMS, um zu hören, wie es mir geht. Ich habe ihr einen Tag später per Mail zurück geschrieben. Sie hatte ihre SMS "mit freundschaftlichen Grüßen" beendet, gehört habe ich seitdem aber nichts mehr von ihr. Blöd.
Der süße Fritz hat mir eine süße Mail geschickt aus Manang. Ich habe noch nicht geschafft, zu antworten. Nicht mal ihm. Ich habe es einfach nicht geschafft, weil das alles so viel ist. So viel.
Irgendwie habe ich das Gefühl, trotz allen 'Kämpfens' langsam aber sicher unterzugehen. Saxophon vor großer Kulisse. Klavier. Stimme. Tränen, viele Träne, die erst tröpfeln und langsam aber sicher zu Regen werden. Landregen. Großer Regen. Grönemeyer grönt.
Ok, ich werde versuchen, jetzt bis 12 Uhr auszuruhen, und dann ein bisschen was schaffen, bevor ich Fridolin wieder vom Kindergarten abhole.
Ich muss:
- mich um Psychotherapie kümmern
- Antrag für Mutter-Kind-Kur ausfüllen
- Geburtstagsgeschenk für Fridolin's Freundin kaufen
- Sport machen
- ausruhen/schlafen
- lesen
- Haushalt
WANN soll das alles geschehen?! Die Uhr tickt weiter und weiter und weiter. Die Erde dreht sich. Und ich mich mit ihr. Die Zeit, sie bleibt nicht stehen.
Glückliches Ende? Trost? Bitte hier!!
Friederike Fröhlich