Oh, what a night!
Wir schreiben Mittwoch, den 18. Juli 2012: um 0.15 Uhr letzte Nacht habe ich die Heizung angeschaltet, nachdem ich trotz normaler Daunenbettdecke, Kamelhaardecke und Fleecedecke, dazu Wollsocken im Bett lag und fror. Und das bei mir im Dachstudio - wärmster Raum im Haus. Und nein, das ist nix Eingebildetes, ich hatte Gänsehaut am ganzen Körper. Als mir warm wurde, bin ich tatsächlich schnell eingeschlafen, zwar zweimal aufgewacht, weil's mit den 1000 Decken auf mir drauf dann doch ein bisschen warm wurde, und Fridolin Riesenkrach gemacht hat heute morgen, aber gleich weiter geschlafen. Fridolin kam heute morgen nicht zum Tschüs-Sagen, aber macht nix. Dafür bin ich heute gegen 8.20 Uhr mal aufgewacht fast ohne Kopf- und sonst irgendwelche Schmerzen, ich fühle mich nahezu frisch - hat was!
Sonst:
Sonst:
Nachdem ich gestern Nachmittag dann doch mal kurz eingeschlafen bin - die Nacht zuvor war aufgrund der Koliken sehr kurz gewesen -, war ich nach dem Aufwachen mehr als gematscht. Dann noch schnell Ernesto auftanken gefahren, und eine kleine Chili-Pflanze für Freundin gekauft - naja, um Fridolin bei seiner Freundin auszulösen. ;-) Dann zu Freundin.
Lustig: Freundin von Fridolin wohnt mit ihren Eltern in einem Miethaus mit insgesamt fünf Parteien, in dem ich unabhängig voneinander alle Bewohner kenne und mit jedem einzeln bekannt/befreundet bin, und alle wissen, dass ich jeweils mit den anderen auch befreundet bin. Coole Sache, das. Und der Clou: Fridolin geht mit dem einen Kind in den Kindergarten, und unsere Kinder haben sich - unwissend, dass wir Eltern uns kennen - miteinander befreundet.
Ja so, bei Freundin gab's Pfannkuchen zum Abendessen, wir haben dann noch ein wenig geplaudert, die Kinder haben mit dem Vater gespielt, dann habe ich Fridolin geschnappt, und wir sind nach Hause gefahren. Glücklicherweise ist er auf der Heimfahrt nicht eingeschlafen. Zuhause dann noch schnell bettfertig gemacht, dem Papa gute Nacht gesagt, ausnahmsweise Pixibuch-Geschichte, und Schicht im Schacht.
Dann ging's bei mir los. Friederike ist ja lernfähig, deshalb hatte ich Fred gestern Mittag schon angekündigt, dass wir reden müssen, damit er abends nicht so überrollt ist. Wie immer musste ich erst mal erwirken, dass er den Fernseher und Laptop ausmacht beziehungsweise auf die Seite stellt, wenn wir reden, und dass er mich anguckt. Dann musste ich mir einen Sitzplatz schaffen, denn sonst hätte er mich eiskalt stehen lassen. Die Position war auch nicht die geeignetste, da ich auf dem Stuhl saß, und Fred wie immer auf dem ausgeklappten Sofa im Bett lag, fernglotzend mit Laptop auf dem Schoß. Schon seine Körperhaltung ... .
Ich bin so wütend auf Fred. Ich bin wütend. Traurig. Enttäuscht. Ich bin mir bewusst, dass Hannes kein perfekter Mensch ist. Den perfekten Menschen gibt es nicht, brauche ich auch nicht. Aber er interessiert sich für mich, und er zeigt mir seine Liebe. Ja, wenn ich ehrlich bin zu mir selbst, ich würde gerne mit Fred zusammenbleiben. Ich habe mir soviel aufgebaut hier, das wird unwiederbringlich weg sein, wenn ich gehe. Ich schreibe bewusst nicht 'wir haben uns zusammen', weil da überwiegend kein Zusammen WAR, und auch niemals sein wird, weil in unserer Beziehung ich diejenige bin, die arbeitet.
Ich habe Fred 1000 Brücken gebaut, seine Wünsche zu äußern, Brücken, um diese Beziehung gemeinsam zu gestalten ... auch gestern. Schuss in den Ofen!!!
Ich habe Fred 1000 Brücken gebaut, seine Wünsche zu äußern, Brücken, um diese Beziehung gemeinsam zu gestalten ... auch gestern. Schuss in den Ofen!!!
Ich habe gestern das Gespräch initiiert. Passte ihm wieder nicht, weil er nach einem lauten Arbeitstag seine Ruhe und Einsamkeit genießt. Ja, das kann ich verstehen. Kleiner Haken bei der Sache:
- Es stünde ihm frei, nahezu jederzeit, wann auch immer es bei ihm besser passt, das Gespräch mit mir zu suchen, damit wir gemeinsam Lösungen finden. Tut er aber nicht. Wenn ich das dann tue, passt ihm der Zeitpunkt nicht - logisch.
- Fred ist nicht der einzige Mensch auf der Welt, um zu überleben, muss er in Kontakt zu den Menschen um ihn herum treten.
- Es liegt in unserer Verantwortung, Lösungen für Fridolin zu finden, damit es ihm gut geht. Für uns selbst ja auch. Nur Fridolin ist eben darauf angewiesen, dass wir Verantwortung für ihn übernehmen, für ihn und sein Seelenheil. Fred tut das nicht!
- Und wann sollen wir dann reden? Irgendwann müssen wir reden, Entscheidungen treffen. Ich versuche, ihn miteinzubeziehen. Wenn er sich so sehr dagegen sträubt, sich irgendwann mal festzulegen in irgendeiner Angelegenheit, darf er sich nicht wundern, wenn Entscheidungen für ihn getroffen werden, wenn er irgendwann vor vollendete Tatsachen gestellt wird. Ich habe lange genug um seine Mitarbeit gekämpft, um zusammen!
Wir kommen nicht mal zum Tacheles-Reden, weil er keine keine keine keine Entscheidung treffen kann, weil er ablenkt.
Alle Eheberater bezeichneten ihn wohlwollend als ,grundsolide', sie meinten damit verbohrt. Leben heißt Verändrung. Veränderung tut gut, an Veränderung wächst man, reift man, mit Veränderung kommt man vorwärts. Veränderung macht Spaß!
Wenn ich merke, dass der eingeschlagene Weg direkt auf den Abgrund zuführt, muss ich doch einen anderen Weg einschlagen. Ich kann doch nicht stur weiter fahren, nur weil vor 1000 Jahren beschlossen wurde, diesen Weg zu gehen!!
Alle Eheberater haben sich die Zähne an ihm ausgebissen, Bekannte, Nachbarn, Verwandte (meine), Freunde (?) etc empfinden ihn als Sonderling, weil er stolz darauf ist, 'komisch' zu sein. Weil er bewusst anders ist. Und weil er Fridolin zu einem Sonderling erzieht. Unangepasst, da spricht ja nichts dagegen. Aber nicht bewusst ein Outkast. Es ist nach wie vor nicht normal, keiner Aktivität nachzugehen, außer Erdnüsse und Chips essend und Spezi trinkend tagein tagaus im Bett zu liegen, und fernzugucken, oder sich irgendwelche DVDs anzusehen, bei heruntergelassenen Jalousien, egal wie das Wetter draußen ist.
Nach diesem Gespräch, das nicht wirklich irgendein Ergebnis gebracht hat, habe ich mit Hannes telefoniert. Das tat einfach nur gut. Er macht auch eine Krise durch. Normal ist es, so wie er das auch macht, so wie ich das gemacht habe, eine Krise zu durchleben, zu sagen, ok, hat nicht geklappt, wie ich mir das vorgestellt habe, doof, traurig, Wut, etc ... aber jetzt ist es wieder gut, jetzt reiße ich mich zusammen, und arbeite mich aus meinem Loch raus, jetzt fange ich etwas Neues an. Das Leben geht weiter! Fred macht das nicht. Fred lebt seit vier Jahren in einem Loch.
Ja, dann war er dagegen, dass ich das mit dem Tagesmutter-Zeug mache ... eh klar. Egal was jemand anderes sagt - Hauptsache dagegen. Er hatte keine Gründe dagegen. Hauptsache dagegen. So vorpubertär! Ich habe mir Gedanken gemacht darüber, was geschehen soll, wenn Fridolin nächstes Jahr ab September in die Schule geht. Um 13 Uhr klingelt der Gong - Schulende. Und dann?! Stecken wir ihn halt in einen Hort, ist Fred's Lösung. Dass Hortplätze absolute Mangelware sind, bekommt Fred in seiner Glasglockenwelt nicht mit. Dass Hortplätze nicht unbedingt schul- bzw wohnortnah sind, und wie Fridolin da hin kommen soll, darüber macht er sich keine Gedanken. Hauptsache dagegen.
... und wirft mir vor, dass ich ihn nicht akzeptiere, wie er ist. Ja, da hat er recht ... ich kann das nicht so akzeptieren - für mich. Wenn sein Lebensentwurf ist, das Leben an sich vorbeiziehen zu lassen, bitte. Aber er wird Sohni und mich nicht da rein ziehen. Meine Zukunft werde ich nicht chipsfressend, erdnussfressend und spezisaufend auf diesem Planeten fristen. Ich habe ein Recht, mein Leben, meine Gegenwart, meine Zukunft zu gestalten.
So, nun ... fast 10 Uhr, außer hier schreiben habe ich heute noch nichts gemacht. Ich werde heute auf mich aufpassen. Habe mir nur vorgenommen, meine Rezepte zu machen, das ist ein Projekt. Fred hat heute Fridolin-Tag, ich habe keine Verpflichtung.
Schönen Tag noch,
Paulina