Mein lieber Hannes,
wenn ich dir das schreibe, habe ich gaaaanz viele schöne Gefühle in meinem Herzen. :-))
Habe noch paar so Sachen im Kopf, die raus wollen ... als erstes:
Fridolin - ja, vielleicht ist er ein Mama-Söhnchen. Aber: Fridolin hat es hier definitiv nicht leicht. Ich tue, was ich kann. Aber ich kann ihm nicht den Vater ersetzen. Der Mitbewohner macht schon ab und an mal was mit ihm. Aber wirklich überzeugend ist das nicht, und wenn er was mit ihm macht, rennt er in der Zwischenzeit 1000 Mal zu seinem Laptop, oder irgendwas, was halt nicht 'normal' ist.
Fridolin geht mit dir und anderen Väter-Männern in unserem Umfeld nicht umsonst so ab, ihm fehlt - so hart das klingt - eine richtige Vaterfigur. Der Mitbewohner ist schon anwesend, aber wirklich männlich nicht, und noch dazu massiv depressiv. Und nein, das schreibe ich nicht, weil ich ihm irgendwas reindrehen möchte oder so, sondern tatsächlich ganz rational betrachtet als Erzieherin.
Ja, dieses war ein Mutter-Kind-Wochenende von vorne bis hinten. Das hat uns beiden so dermaßen gut getan. Fridolin macht einen Haufen mit. Er hat mitbekommen, wie ich ganz schlimm krank war, aber mich zurück gekämpft habe, er bekommt den Stress mit meiner Mutter mit, sie lässt Kommentare ihm gegenüber, die gar nicht gehen, er bekommt die Streitigkeiten zwischen mir und dem Mitbewohner mit, er bekommt mit, wie sein Vater sich selbst aufgibt, und sich auch nicht wirklich um IHN kümmert. Ich merke immer wieder, wie Fridolin ihm irgendwas erzählen will, aber sein eigener Vater ihm nicht zuhören möchte! Fridolin will ihm so viele Dinge erzählen, aber er hört nicht zu, ihn interessiert das auch nicht.
Ja, ich war verdammt lange verdammt krank, und konnte mich nicht wirklich um Fridolin kümmern. Die Zeit fehlt mir. Das tut verdammt verdammt verdammt weh. Und wenn ich sehe, was bei dir los ist ... möchte ich die Zeit mit ihm einfach bestmöglich nutzen.
Dazu muss ich sagen ... ich bin wahrlich keine Mutter, die immer um ihr Kind rum ist. Echt nicht. Das will ich nur mal klargestellt haben. Er kann sich verdammt gut alleine beschäftigen. Auch lange und konzentriert. Nach dem Kindergarten braucht er das auch, Zeit für sich ... alleine in seinem Zimmer mit seinen Playmobilfiguren, zum Basteln, Bücher anschauen ... .
Und er braucht eben einen Ausgleich zu dem ganzen Negativ-Zeug hier, und eine Vertrauensperson. Einen Rückzugsort, an dem er sich sicher sein kann, da ist kein Stress.
Und ja, ich bin ab und an auch streng. Ich stelle Regeln auf, an die er sich zu halten hat - ein 5-jähriges Kind hat in gewissen Situationen einfach zu hören, da brauche ich nicht diskutieren. Aber im Endeffekt merke ich, dass er sich, wenn er die Wahl hat, genau DAS aussucht. Und eben nicht diese Regellosigkeit wie beim Mitbewohner, wo schon frühmorgens geglotzt wird, und rund um die Uhr, und lauter solche Sachen. Als wir nach Hause gekommen sind, lag er auch wieder vor der Glotze. Als ich gekocht habe, wollte er aber mit mir mitmachen, und nicht mit Papa vor dem blöden Glotzkasten rumgammeln.
Beispielsweise ist es dem Mitbewohner auch nicht wichtig, ob Fridolin sein Zimmer aufräumt vor dem Weg-/Schlafengehen, ob er seinen Schlafanzug/abends seine Klamotten an den entsprechenden Platz legt, und und und. Surprise, surprise - wenn ich nicht da bin, macht mein kleines süßes 5-jähriges Kind aber genau DAS von alleine, auch wenn ihn niemand dazu anhält, weil er einfach schnallt, was gut ist.
Er macht so viel blöde Sachen mit, da muss ich schon auf ihn aufpassen, und es gibt was, worüber ich mir verdammt verdammt riesengroße Sorgen mache. Er sagt manchmal/für ein kleines Kind viel zu oft so Sachen, die machen mir richtig richtig Angst. Wenn er nicht mehr da ist, dann werde ich auch nicht mehr sein. Definitiv. Dass wir so gut reden können, und er mir direkt sagt, was er fühlt und was mit ihm los ist, kommt nicht von ungefähr. Sagen auch die Erzieherinnen. Das ist schon auch Arbeit. Er vertraut sich mir an, er weiß, dass er mir jederzeit alles sagen kann, was ihm auf dem Herzen liegt, ohne dass er Angst haben braucht, das ist mir verdammt wichtig! Solch ein Verhältnis muss ich JETZT aufbauen. Jetzt für später und immer. Und ich glaube, das gelingt mir ganz gut. Immerhin etwas.
Im Übrigen hat er nicht zum ersten Mal geäußert, dass er nicht in diesem Haus leben möchte, sondern lieber in einer kleineren Wohnung mit mir - mehr Nähe. Und das sagt er nicht nur so. Mein Kind ist da wie ich. Ich meine, was ich sage. Wenn ich irgendwas nicht meine, dann sage ich's auch nicht - Punkt. Zeitverschwendung. Und nein, ich habe mit ihm nicht geredet von wegen hier ausziehen. Das kommt von ihm alleine. Vorhin als wir nach Hause kamen, sagte Mitbewohner, dass er morgen nach G fährt, weil er da was auf der Bank erledigen muss. Ich meinte nur, ob er nicht vielleicht Fridolin mitnehmen möchte, damit er seine anderen Großeltern mal sieht (ich bemühe mich nach wie vor - für Fridolin!), und wenn's nur kurz ist. Abgesehen von 'Ja aber blablabla = nein' von Seiten des MB's sagte Fridolin zu mir, 'du musst dich gar nicht anstrengen, ich bleibe sowieso bei dir!' Umgedreht ist es vielleicht besser, wenn er echt einfach bei mir ist, als wenn ich mich bemühe, und dem MB und seinen Großeltern sein Kind 'aufzwinge', dann bekommt er wenigstens nicht mit, dass sie kein Interesse an ihm haben. Mist, Mann. Und dann wieder du ... . Du würdest so gerne ... . Das ist alles so verdammt ungerecht!!! Heulpause. :-((
Was ich mit 'so einem' wie mit dir will? Lieben, Hasi, lieben. Und geliebt werden. Anlehnen. Und zum Anlehnen "benutzt" werden. Füreinander da sein. Reden. Schweigen. Sein. Vertrauen. LEBEN. Glücklichsein. Fliegen. Wachsen. Zusammen wachsen und zusammenwachsen und so viel mehr.
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Urlaub ... habe ich gebucht für Fridolin und mich [...] auf La Gomera, wo ich letztes Jahr alleine war. Leisten kann ich mir das ... puh ... also nicht ohne Weiteres. Aber das ist mir sowas von egal. Dann verzichte ich bis dahin auf alles. Aber ich weiß, dass uns das gut tut, dass wir das brauchen. Andere Familien bekommen Mutter-Kind-Kuren genehmigt. Wir nicht. Machen wir eben unsere eigene Mutter-Kind-Kur. Mir egal. Ich lasse mich garantiert nicht unterkriegen! Ich finde immer irgendeine Lösung. Punkt. Aus. Ende.
Sorry, lang geworden. Hoffentlich nervt's dich nicht. Wollte raus.
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Friederike