ein langer und sehr anstrengender, zermürbender Tag neigt sich dem Ende zu. Umso überraschender, dass ich mich im Augenblick nicht schlecht, mehr tot als lebendig, mich selbst zerstörend wiederfinde, sondern im Einklang mit mir selbst, ruhig, ohne Groll gegen nichts und niemanden. Stolz darauf, meine Emotionen gespürt und gelebt, mich aber nicht von ihnen überrollt haben zu lassen (ist das jetzt richtiges deutsch?!).
Da zur Zeit einfach nichts im Fernsehen läuft, und ich jetzt auch nicht so der große Glotzer bin (ab und an mal zum Ablenken, der Kasten bleibt aber oft auch einfach aus), habe ich mir mein Buch geschnappt, und unten auf dem Sofa gesessen, wo ich abwechselnd Fridolin beobachtet und gelesen habe. Das tat einfach nur gut. Fridolin ist im Übrigen die Verniedlichungsform von 'Friedrich', was so viel bedeutet wie Friedensfürst. Wie passend. Fridolin ist mein absoluter Lieblingsjungenname. Sollte ich jemals noch einen kleinen Jungen bekommen, wird er unter allen Umständen Fridolin heißen. Mein kleiner Fridolin gibt mir so viel, obwohl er so ängstlich und klein und doch gerade mal zwei Tage bei mir ist! Ihn zu beobachten stimmt mich friedlich, lässt mich "herunterfahren", beruhigt und macht mich einfach nur glücklich, auch wenn wir, was das Ding mit dem Zahmwerden angeht, vermutlich noch einen langen Weg vor uns haben.
Auch Fred kam kurz runter, und sah ihm kurz zu. Ich sehe, dass insgeheim sogar Fred Fridolin süß findet, und was man 'süß' findet, tut einem gut. Warum nur muss ich immer so kämpfen für Dinge, die offensichtlich gut sind?! Und warum lasse ich mich so sehr verunsichern, von Menschen, die es vermeintlich gut mit mir meinen, obwohl ich für mich doch weiß, was gut ist, und was nicht?!
Was Fred betrifft ... vielleicht hat Herr Klavier einfach recht. Vielleicht ist es besser, seine Anknüpfungspunkte bei möglichst vielen Menschen zu suchen, und die daraus entstehenden Glücksmomente an alle zu verteilen?! Vielleicht muss ich Fred gar nicht verlassen. 'Müssen' sowieso nicht. In letzter Zeit habe ich häufig das Gefühl, dass er sich zum Einen anstrengt und bemüht - um mich, und dass Dinge, die ich sage, auf fruchtbaren Boden fallen. Jetzt habe ich so lange ausgehalten ... ich gehe einfach weiter in meiner eigenen Entwicklung, und sehe, was kommt. Vielleicht hat ja alles einen Grund. Dass ich nicht wirklich von ihm los komme.
Mit Hannes habe ich heute endlich mal wieder telefoniert. Viel unnötige Diskussion, viel Stress, kein Streit. Wir sind beide bemüht, dass nichts zwischen uns steht, aber die Situation, wie sie ist, ist nun mal verdammt anstrengend. Nicht nur für Hannes, sondern auch für mich! Stellenweise anstrengender als nötig, Hannes könnte es mir sehr wohl erträglicher machen. Aber: wir haben endlich auch mal wieder zusammen gelacht.
Mein Tinnitus ist arg zur Zeit. Wen wundert's. Morgen wird ein anstrengender Tag. Frida bringt den großen Fridolin zurück, wir treffen uns irgendwo hier in der Stadt, wo ich ihn aufsammeln muss. Noch keine Ahnung, wann und wo. Und auf das Zusammentreffen mit Frida freue ich mich auch nicht - eher habe ich Angst davor.
Gestern hat sie mir noch eine Mail meines Onkels weitergeleitet. Im Oktober ist Familientreffen, meine Onkels und Tanten mit 'Anhängen'. Das bin auch ich. Nun ja. In mir sträubt sich alles. Wäre das Verhältnis zu Frida ein anderes, würde ich gerne dort hin gehen. Aber so ... . Ich habe einfach nur Angst davor.
Stelle fest: die Nachbarin hat Husten. Klingt gar nicht gut.
So, ich werde noch ein bisschen lesen, und dann bald ins Bett gehen.
Gute Nacht,
Friederike Fröhlich