Sonntag, 21. Oktober 2012

Liebes Leben

Liebes Leben,
Lieber Fred,
Liebe Frida,
Liebes Ich,
 
Ich habe erkannt, dass es nicht mehr an mir ist, dich aus deiner Dunkelheit herauszuholen. Du musst das selbst tun. Lange sah es so aus, als würde ich ausbrennen. Als wäre ich tot. Um von dir, Fred, geliebt zu werden, habe ich mich verbogen. Verbogen, bis ich nicht mehr ich selbst war, bis mein Ich in deinem Depressions-Loch verschwunden ist. Ich habe die Gratwanderung versucht, dir zu helfen, dir den Zugang zu Hilfe zu ermöglichen, uns weiter zu bringen ... . Der totalen, ultimativen, maximalen Erschöpfung war ich näher als irgendetwas Anderem. Näher als mir selbst. Näher als meinem Leben. Für ein vermeintliches 'Wir' habe ich mich kaputt gemacht - fast. Und dafür Prügel bezogen. Ich bin dir nicht mehr böse. Im Gegenteil. Du bist die Persönlichkeit, die du bist. Ich habe versucht, in der schlimmsten Zeit deines Lebens da zu sein. Für dich. Für Fridolin. Für uns zusammen. Kein Zwang, das anzunehmen. Die Entscheidung liegt bei dir. Mich selbst habe ich vergessen. Alles, was passiert ist, nützt mir auf eine Art, zu wachsen. Zu reifen. Dafür bin ich dir dankbar. Für mein Leben bin ich selbst verantwortlich, die Verantwortung möchte ich niemals abgeben. Dementsprechend trägt auch niemand 'Schuld' in meinem Leben. Es liegt an mir, mich um mich zu kümmern, auf mich zu achten. Wenn die äußeren Umstände - unsere Liebe - nicht mehr dem entsprechen, was mir gut tut, dann liegt es allein an mir, dafür zu sorgen, dass sie sich verbessern. Mein Leben - meine Verantwortung.
 
Lange habe ich dafür gekämpft, dass meine Welt nicht schwarz-weiß wird, dass die Farben nicht aus meinem Leben verschwinden. Wenn das bedeutet, dass ich loslassen muss, dann tue ich auch das. Ich habe dich losgelassen. Besser, als noch mehr kaputt zu machen. Verantwortung für mein Leben übernehmen. So viel Leben liegt noch vor mir, das ich auf bestmögliche Weise verbringen möchte.
 
Ich kann nicht verhindern zu fallen.
Aber vielleicht ist das auch gar nicht der Sinn.
Fallen.
Und fliegen lernen.
Den Schritt ins Nichts hinein wagen.
Freier Fall.
Mutig.
Diesen Mut habe ich jetzt.
Ich habe die Chance, mein Leben zu verändern.
Ich nehme sie wahr.
 
Gesucht habe ich mein ICH.
Gesehen habe ich dabei immer jemand anderen.
Gesehen habe ich das, was andere Menschen in mir sehen wollten.
Geblendet.
Mein Ich?!
Disrespect.
Ich habe gelernt.
Und ich lerne weiter.
 
Ich bin nicht dazu da, die Verantwortung für euer Leben zu übernehmen.
Ich habe die Verantwortung für mein Leben.
Ihr habt die Verantwortung für euer eigenes Leben.
Nicht ich.
Fred.
Frida.
Vergesst endlich, mir die Schuld zuzuschieben für alles, was bei EUCH nicht läuft.
Ich bin für euer Leben nicht verantwortlich, und ich möchte euch nichts Böses tun.
Ich lasse mich aber nicht mehr blenden.
 
Um die zu werden, die ich jetzt bin,
musste ich loslassen lernen.
Den freien Fall wagen.
Um die zu werden, die ich jetzt bin.
 
Nicht perfekt,
wahrnehmend, was nicht läuft,
aber zufrieden mit dem was ist.
Hoffnungsvoll, dass alles sich fügen wird,
weil ich die Verantwortung für mein Leben habe!