Donnerstag, 9. Mai 2013

1735 - Syrien

Also das Legoland ... wäre meines Erachtens der einzige Vergnügungspark (ist es das noch?), den ich mir Fridolin zuliebe noch geben würde. Scheint noch einigermaßen sinnvoll da zu sein. Als kleines Kind war Frida da mal mit mir, als wir Urlaub auf Sylt gemacht haben.
 
Apropos Frida ... ich weiß nicht mehr, wie ich heute früh drauf kam, ich war eines der wenigen Kinder, die bei jedem Wetter wahlweise zu Fuß in die Grundschule ging von mir zuhause aus. Die Schule ist gerade mal 6,43 Minuten weg von da. Überhaupt läuft man von nirgends länger in die Schulen, weder zu Grundschule/Realschule, die nebeneinander liegen, noch ins Gymnasium. Kleinstadt eben. Jedenfalls ... die allermeisten der Kinder, die mit mir in die Grundschule gingen, wurden jeden Tag mit dem Auto gefahren und gebracht. Krass. Ich wurde nie von irgendjemandem im Auto mitgenommen, weil das Haus, in dem ich gewohnt habe, in einer Sackgasse liegt, die auf eine vielbefahrene Kreuzung führt. Die Kleinstadt-Hauptverkehrsachse. Den Fahreltern war immer zu blöd, mich mitzunehmen, weil sie aus der Sackgasse wieder zu lange brauchten, um rausgelassen zu werden auf die Hauptverkehrsstraße. Krass. Aber: mich hat das nie groß gestört.
Mich hat aber genervt, dass ich immer alleine laufen mussten, weil die anderen Kinder (und Eltern) so dämlich unselbständig waren. Mich hat tierisch genervt, dass diese Kinder das nicht konnten!! Warum konnten die das nicht?! Für mich war das doch auch ein Klacks! 
Ich war stolz drauf, dass ich laufen durfte, oder dann später eben mit dem Fahrrad. Ich war in der 3. Klasse das einzige Kind der ganzen Schule, das mit dem Fahrrad fahren durfte, weil alle meine Mutter kannten, und somit auch mich (komische Begründung, aber so war das damals noch). Mir wäre das viel zu blöd gewesen, mit dem Auto. Schon als kleines Mädchen. Klar, meine Mutter hat ein Auto, und wir sind ja auch oft genug irgendwo hin gefahren. Aber für mich war Fahrrad von klein auf Vergnügen, Fahrrad bedeutete für mich Freiheit. Meine Mutter vertraute mir, dieses Vertrauen missbrauchte ich nie. Umgedreht wusste ich zu jeder Zeit, wo meine Mutter ist, und wie ich sie erreichen konnte, beziehungsweise wo ich sonst hätte hingehen können, wenn irgendwas gewesen wäre. Meine Vize-Oma wohnte gleich unter uns, sie war auch immer für mich da, brachte mich oft genug ins Bett, las mir unendlich viele Geschichten vor, war da, wenn ich krank von der Schule zuhause bleiben und meine Mutter arbeiten musste, ich war ihr Vize-Enkelkind und voll integriert, die weiter weg von ihr wohnte. Fridolin's zweiter Vorname ist der Vorname eines Enkels meiner Vize-Oma, der mein Freund war, wenn er kam, um seine Oma zu besuchen.
 
Ich war das einzige Kind, das alleine zu meinen Freunden laufen durfte, und mit dem Fahrrad zu einem See in der Nähe der Stadt. Krass irgendwie. In meiner Kindheit machten wir jedes (?!) Wochenende schöne Ausflüge, mit dem Fahrrad, oder zum 'Spazierengehen' (heißt das bei uns, Fred nennt's 'wandern'). Ich kenne die Gegend weiträumig wie meine Westentasche. Andere Kinder durften das, was ich durfte, nie alleine, auch nicht, wenn sie mit anderen Kindern waren. Komischerweise aber, 'wenn Paulina mitgehst, dann darfst du auch'. Ich war auch das allererste Kind, das mit dem Zug von meiner Heimatkleinstadt in die Stadt fahren durfte, in der ich jetzt wohne, zum Shoppen. Auch die kannte ich schon als Kind in- und auswendig. Ich wusste, welche Ecken 'gut' sind, und wo ich nicht hinlaufen soll.
 
Und was war ich stolz, als ich das allererste Mal alleine mit dem Zug von meiner Stadt, in der ich jetzt wohne, zu meinen Großeltern fahren durfte!! 100 km von mir. War meine Mutter zuvor 1000 Mal mit mir gefahren - Pippifax für mich. Sie setzte mich hier in den Zug, sagte mir, dass ich bei der alten Flussbrücke aufstehen muss, und zum Ausgang gehen, weil danach gleich der Bahnhof kommt. So tat ich, und mein Opa holte mich direkt am Bahnsteig ab.
 
Da konnte man doch gar nichts falsch machen bei all dem!! Wenn ich überlege, was die Eltern heutzutage für ein Geschiss um die Kinder machen ... die nicht mehr hinfallen dürfen, weil sie sich sonst die Knie aufschürfen, die nicht mehr verlieren dürfen in irgendeinem Spiel, weil sie sonst traurig wären ... . Meine Güte, ich habe tatsächlich eine Kindheit ohne Fahrradhelm überlebt, und mir ist NIE was passiert, ich bin noch NIE vom Fahrrad gefallen, ich hatte noch NIE in meinem Leben einen Fahrradunfall!!!