Mittwoch, 29. Dezember 2010

Max Mümmelmann

Liebe Leserinnen,

... dass ich, Friederike Fröhlich, vor langer langer Zeit an einer manischen Depression gelitten habe, stelle ich außer Frage. Das kann ich auch nicht mehr bestreiten, wozu auch. Aber: ich bin stolz darauf, die Depression besiegt zu haben. Der Weg dahin war steinig und schwer.

Ja, die letzten Monate, das letzte Jahr - seit November 2009 - waren alles andere als ein Zuckerschlecken. Kein Wunder also, dass der Mann mit dem Hammer auf dem Weg zu mir ist. Umso mehr strengt es mich jetzt an, dass er, während ich das schreibe, draußen im Schnee steht und versucht mich zu ärgern. Hoffentlich erfriert er jämmerlich. Ich lasse ihn jedenfalls nicht rein!

Ja, ich bin nach wie vor davon überzeugt, dass ich nicht wieder manisch-depressiv BIN.

Ja, die Tatsache, dass er draußen steht, macht mir Angst. Und dass er sich so schwer wegscheuchen lässt. Diese Angst raubt mir jegliche Kraft. Diese Angst macht MICH lethargisch. Mich, die weithin bekannt ist als Power-Frau, als 'Aktiv-Bolzen'. Aber ist das wirklich so, oder ist das nicht alles nur Fassade?! Ablenkungsmanöver von mir selbst?! Wer schaut mal hinter die Fassade?!

Mir fehlt im Moment einfach die Kraft dazu, den Mann mit dem Hammer wegzuscheuchen. Er hat keine Rechte mehr an mir. Outlaw. Ich war ihm lange genug verfallen. Ich habe so dermaßen viel Kraft verbraucht für den Kampf mit Fred, für den Kampf mit Frida, für den Kampf mit meiner alten Arbeit, für den Kampf mit meinen Krankheiten im letzten Jahr, dass mir für mich selbst keine Kraft mehr bleibt. Und für den Kampf gegen den Mann mit dem Hammer. Wenn ich schon nicht stark genug bin, ihn von da draußen weg zu scheuchen, bin ich immerhin - noch - stark genug, ihn wenigstens nicht reinzulassen. Das ist doch schon mal ein Anfang.

Und wenn ich ihn reinließe?! Was dann?! Wäre Fred stark genug, mich aufzufangen?! Eben genau das Gefühl habe ich NICHT, denn sobald ich mal etwas habe, hat er sofort auch etwas - viel Schlimmeres. Das baut in mir natürlich einen riesigen Druck auf, nicht krank zu werden, ihn nicht zu belasten, und folglich lieber alles alleine zu machen - was ich natürlich nicht kann.

Ich habe so viele Pläne für mein Leben. In der Theorie. In der Praxis sind aber 90%, wenn nicht noch mehr, davon abhängig, was jetzt mit Fred und mir wird. Oder auch nicht.

Wobei ich spätestens nach gestern wirklich keinen Bock mehr habe, Fred auch nur irgendwas zu sagen, ihm zu helfen, wie man kräfte-, energiesparender und effizienter arbeiten könnte. Ich kriege sowieso immer nur auf den Deckel. Also lasse ich es jetzt endgültig. Er ist schließlich alt genug, und ich habe keine Lust, seine Mutter zu spielen! Soll er doch am Tisch sitzen und schmatzen, Ellenbogen auf dem Tisch und mit vollem Mund sprechend. Ich werde auch nichts mehr über dreckige, lange Fingernägel sagen oder Ohrenschmalz, das aus den Ohren hängt. Soll er doch verlottern!

Absolut genervte und traurige Grüße,
Friederike Fröhlich